Punks in Vietnam

Wenn man an Vietnam denkt, denkt man meistens an den Krieg. Das hat sich nicht geändert und auch heute sind die Nachbeben immer noch stark zu spüren. Damit sind nicht nur die traumatisierten Menschen gemeint, sondern auch alltägliche Dinge wie die Natur. Große Gebiete in Vietnam sind immer noch verseucht. Die Amerikaner hatten im Krieg gezielt Gebiete vergiftet, um die Menschen auszuhungern. Bis heute hat die Natur sich nicht vollständig erholt.

Vietnam wird sozialistisch geführt und es herrscht die eine Parteipolitik. Die öffentliche Presse unterliegt einer scharfen politischen Zensur. Kritiker des Systems müssen davon ausgehen, dass sie verfolgt, verhaftet, lange inhaftiert werden oder komplett „verschwinden“.

Auch die Schere zwischen Arm und Reich geht enorm weit auseinander. Die Menschen, die in der Stadt wohnen sind deutlich bessergestellt und haben die Möglichkeit auf Bildung.
Die ländlichen Gegenden haben die absolute Arschkarte. Oft können die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen, um ihren Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Und dann ist da der Aspekt, dass die Kinder helfen müssen, um z. B. auf dem Feld zu arbeiten.

Jedes Familienmitglied repräsentiert die eigene Familie. Wenn nun ein Vietnamese sich einer Subkultur anschließt, fällt das auf die komplette Familie zurück. Trotz oder gerade durch diese Verhältnisse sind negative Gefühle öffentlich verboten. Dinge wie Wut, Angst und Depressionen dürfen nicht sein und werden unter den Teppich gekehrt. Doch gerade bei der Jugend brechen diese Gefühle vermehrt hervor und Punk bietet ein Ventil. Ein Ventil und eine Familie. Endlich Menschen, die das eigene Empfinden verstehen und den Mut haben es auszusprechen und anzuprangern. Das ist nicht ohne. In Vietnam gibt es die Todesstrafe zum Beispiel auch für hohen Drogenbesitz. Das muss man sich stets vor Augen führen.

Der vietnamesische Punk hat sich anders als in Amerika durch die Metal-Musik entwickelt. Am meisten vertreten ist der Hardcore-Punk. Daraus entwickelten sich teilweise absurde Genre-Ableger: Hardcore united, Powerviolence und Nintendocore, um nur einige aufzulisten. Das Verrückte ist, dass die verschiedenen Szenen oft nichts miteinander zu tun haben wollen. Gerade in Saigon gibt es eine große Hardcore Szene, sowie die Szene von Ho-Chi-Minh Stadt. Nun ist das Ziel sich den anderen Genres anzunähern und gemeinsam im Untergrund zu kämpfen. Der DIY Gedanke ist auch hier sehr vertreten. Es wird versucht, ein autarkes unterirdisches Wirtschaftssystem der Untergrundkulturen zu erschaffen, um die Szene zu erhalten.

Noch ein Problem ist die Gesellschaft. Sie hat schlichtweg Angst vor dieser Szene und verstehen die aggressive Musik nicht. Außerdem werden auch hier die Punks für kriminelle Randalierer gehalten, die Graffitis sprühen.

Musikalisch ist Hardcore in Vietnam extrem hart. Was verständlich ist bei der Lebenssituation. Eine sehr bekannte Band ist zum Beispiel District 105. Wenn die loslegen gibt es kein Halten mehr...




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