Mexiko - Das Recht zu existieren

Mexiko: Hitze, Wüste, scharfes Essen, Dias de los Muertos (das ist der Tag der Toten) und natürlich Tequila! Mexiko hat so viel großartiges hervorgebracht. Leider hat Mexiko aber auch viele sehr dunkle Schattenseiten. Die meisten wissen, dass Mexiko zu den 30 gefährlichsten Ländern der Welt gehört. Jeder kennt den Todesstreifen zwischen den USA und Mexico. Auch ist bekannt, dass das Land von der Drogenkriminalität und der Mafia regiert wird. Darüber wurde schon sehr viel gesprochen.

Wir wollen heute mal auf weniger bekannte Dinge zeigen. Fangen wir an mit der PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution). Das ist die Einheitspartei, die Mexiko von 1929 -2000 regierte. Über die Grenzen hinaus wurde sie besonders durch ihre Wahlbetrügereien bekannt. Außerdem herrscht so wie in fast jedem Bereich des Landes starke Korruption. Eine fehlerhafte Demokratie plus eine echt miese Sicherheitslage. So ist es nicht verwunderlich, dass das Rechtssystem und die korrupte Polizei unter starken Vertrauensverlust leiden. Wobei leiden tun ja die anderen. Die mexikanische Bevölkerung leidet nicht nur an Armut, sondern auch an eingebrannten Traumata.

Ein großes Trauma ist der 10. Juni 1970. Lehrkräfte und Studenten versuchten ein Grundgesetz für eine gemeinsame Regierung durchzubringen, was eher erfolglos war. Daraufhin beschlossen sie zu demonstrieren und der Regierung ihren Unmut zu zeigen. Bereits im Vorfeld der Demonstration wurde den Polizisten aufgetragen, nicht einzugreifen und dieses Demo-Problem den El Halconazo (die Falken) zu überlassen. El Halconazo ist eine von der Regierung und der CIA betriebene militärische Schockgruppe. Bei der Demonstration begann die Schockgruppe damit, die Demonstranten mit Kendo und Bambusstöcken zu schlagen. Bald gingen die Prügel in scharfe Schüsse aus Gewehren über. Die verletzen noch lebenden Demonstranten wurden in ein Krankenhaus gebracht. El Halconazo fuhren zu dem Krankenhaus, um den dortigen Verletzten den „Coup de Grace“ (Gnadenstoß zu geben). Noch mal ganz deutlich gesprochen: Sie fuhren zu dem Krankenhaus und erschossen alle verletzen Demonstranten darunter ein 14-jähriger Junge. Traurige Bilanz 120 Tote.

Der Gouverneur und Generalstaatsanwalt bestritten das die El Halconazo existierten. Der Polizeichef machte die Studenten selbst dafür verantwortlich. Das führte dazu, dass viele sich fürchteten erneut zu demonstrieren. Die, die sich trauten bildeten später diverse Guerillaorganisationen. Dieser traurige Tag ging als Corpus Christi Massacre (Fronleichnam Massaker) in die Geschichte ein.

Ein großer Anteil der mexikanischen Bevölkerung sind Maya und Nahua (Nachkommen der Azteken). Traurigerweise wird dieser indigene Gemeinschaftsanteil diskriminiert. Genauer gesagt und das, ohne zu übertreiben: die Regierung führt einen Krieg gegen diese Zapatisten. Um an die Territorien und Bodenschätze (z.B. Öl) zu gelangen, wendet die Regierung Gewalt, Ausbeutung, Vertreibung und Mord an. 1994 beschlossen die Zapatisten, dass es reicht und gingen in den Untergrund. Die einzige Forderung die sie der Regierung stellen ist: Das Recht zu existieren. Es sind Männer und Frauen, alte und junge, die sich eine Sturmhaube überziehen und für ihre Existenz kämpfen.

Auch die Natur in Mexiko meint es oft nicht gut. Am 19. September 1985 gab es ein furchtbares Erdbeben. 20.000 Menschen starben. Dazu gab es Unmengen Obdachlose und 50 % der Bevölkerung verarmte. Bezeichnend ist hier, dass von Staatsseite lediglich an Reiche Hilfe geleistet wurde. Die anarchistische Gruppe „Frases Anarquistas“ versucht der armen Bevölkerung Mexikos da zu helfen, wo es der Staat nicht kann oder nicht will.

Auch ein trauriges Highlight Mexikos: laut UNO-Bericht von 2017 ist das Land weltweit das mit der höchsten Rate sexueller Gewalt an Frauen. Eine sehr energiegeladene Frauenpunkband namens "Las Hijas de Violencia" verarbeitet diese Realität in ihrem Lied „Sexista Punk“.

So dicht neben den USA kam Punk fast zeitgleich in den Siebzigern in Mexiko auf. Ein kraftvoller, energiegeladener Sound von Bands wie Dangerous Rhythm, Serpentis and Hospital X, der sich stark an den Szenen in London oder New York orientierte, entwickelte sich später zum Hardcore Punk.

Lederjacke und Nieten sind auch hier keine Mode, sondern eine Lebenseinstellung. Die Iros werden oft sehr lang getragen. Ein großer Unterschied zu Europa ist, dass die Mexikaner sich schwer tun mit neuen Bands. Geht man hier zu Lande auch gerne mal zu nem Konzi einer Band, die man nicht kennt, ist das in Mexiko ziemlich undenkbar. Das macht es nicht leicht unbekannte Bands einzuführen. Punk zählt mit zu den größten Subkulturen des Untergrundes in Mexiko-Stadt. Neben den bereits erwähnten "Las Hijas de Violencia" gibt es noch andere tolle Bands wie: Atoxxxico, Massacre 68, Rebel‘d Punk, Resistencia oder Desobedicia Civil. Eine sowohl beliebte als auch sehr bekannte Band ist De Nalgas. Ein guter Song von ihnen ist „Pare de Sufir“ (Hör auf zu leiden).

Eine auch in Deutschland ziemlich bekannte Band aus Mexico dürften die vor 15 Jahren gegründeten Streetpunx Acidez sein, die auch 2022 wieder eine Tour in Deutschland spielen. Tourdaten findet ihr hier: https://www.billigpeoplebooking.de/band/acidez-mex/

Was bleibt uns jetzt noch zu sagen als: Escuchar mas punk mexicano! (Hört mehr mexikanischen Punk!)


Acidez - Mi odio y mi rabia

De Nalgas - Pare de Sufrir, Pare de Mamar

Las hijas de violencia - Sexista punk

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